Donnerstag, 23. August 2012

Please Allow Me To Introduce Myself

Durch den Beginn der Vorlesungszeit ist meine Zeit mittlerweile eher eingeschränkt. Naja – zumindest ist das Genießen des Lebens in der Freizeit gerade wichtiger, als die journalistische Tätigkeit. Daher folgt nun erst der Bericht über die vergangene Einführungswoche. Ich hoffe, dass ich alle Termine in der richtigen Reihenfolge wiedergebe, aber ihr wisst ja: errare humanum est… Diese begann ganz klassisch mit einer Vorstellungsrunde. Ich beginne zunächst einmal mit der Leitung. Diese besteht aus der Dekanin des „Laurentius-Klein-Lehrstuhl für Biblische und Ökumenische Theologie“, zwei Studienassistenten, welche gerade das Examen in Evangelischer Theologie bestanden haben. Diese sind für die akademische Betreuung zuständig und somit unsere Dozenten über das Jahr hinweg. Dazu zählt auch die Vorbereitung, Organisation und zumindest zu Beginn die inhaltliche Einführung der wöchentlichen Exkursionen. Zur Studienleitung gehört ebenso ein Mönch der Dormition Abtei, welcher sowohl den seelsorgerlichen Part abdecken soll als auch den Primärkontakt zum Kloster. Die Gruppe der Studierenden setzt sich aus 21 Personen zusammen. Davon sind 7 weiblich und 14 männlich. Das bisherige Gerücht einer protestantischen Mehrheit wurde während dieses Artikels überprüft und ich musste feststellen, dass wir im Verhältnis 9:12 die Minorität stellen. Leider ohne klassischen Priesterkandidaten, aber immerhin ein waschechter Reformierter. Dank dieses Schweizers und eines Österreichers ist die "Ausländerquote" nicht bei null. Man stellt fest, wir sind eine höchst spannende und bislang aufgeschlossene Gruppe. Auch Alterstechnisch bin ich dann doch eher einer der Jüngsten…  Soweit fürs Erste zu den Bewohnern des Hauses Josephs. In diesem ersten Einführungsblock wurde neben dem Jahresthema "Religion und Moderne" auch das Vorlesungsverzeichnis angeschaut und eingehender besprochen. Bei Interesse kann dieses unter http://studienjahr.de/fileadmin/Mediendatenbank/PDFs/Vorlesungsverzeichnisse/Studienjahr_2012_13._Vorlesungsverzeichnis.pdf eingesehen werden. Am Nachmittag war dann die Feldführung in der nächsten Umgebung – sprich der Besuch der Abtei. Die Kirche der Dormitio steht auf einem Areal, welches bereits früh eine christliche Ortstradition entwickelte. So wird der Saal des letzten Abendmahls und damit der Aufenthaltsort der Jünger an Pfingsten hierher lokalisiert. Ebenso soll hier das Haus der Maria gestanden haben, welche wohl mit den Jüngern in einer WG wohnte und dementsprechend auch hier gestorben ist. Daher auch der Name Dormitio (Entschlafung). Ende des 19. Jhd. wurde dann die heutige Kirche errichtet, welche allein den Sterbeort Mariens anzeigt. Dementsprechend sind die Darstellungen im Kirchenraum vor allem von Maria geprägt. Gleichfalls ist in der Krypta eine hölzerne auf dem Sterbebett liegende Maria aufgestellt. Dies dient zur Verdeutlichung ihres Todes. Doch – wie vermutlich die katholischen Leser wissen – wurde Maria mit ihrem Tode direkt von Christus in den Himmel aufgenommen. Uns, vor allem uns Protestanten, wurde am Nachmittag auch eine Erklärung zum Feste gegeben und man stellte fest: völlig absurd und aus der Luft gegriffen ist das ja gar nicht. Aber dazu im Artikel zum Katholizismus (ja, er kommt noch) mehr. Neben dem Besuch der Klausur und damit verbundenen Kaffeetrinken mit den Mönchen, wurde uns noch ein erster Einblick in die Bibliothek gegeben. An dieses Gebäude aus Klausur und Kirche bestehend sind auch noch ein Souvenirshop und eine Cafeteria angeschlossen. Bei den Mönchen handelt es sich übrigens um einen deutschen Benediktinerorden. Näheres unter www.dormitio.net. Am Abend nah der Komplet nahm sich der Abt für uns Zeit. Bei Cola und anderen Softdrinks erzählte uns der "Ire und Brite" von seinem bisherigen spannenden Leben und wir hatten einen sehr interessanten Abend. Allzu viel möchte ich nun einer unkontrollierbaren Öffentlichkeit nicht preisgeben, aber ein Zitat kann ich mir nicht verkneifen: "Um in Jerusalem Abt werden zu können, musste ich mich von meinem Heimatkloster lösen – mit ihm brechen. Dies ist im Benediktinerorden nicht vorgesehen. Mein Abt sprach als die Anfrage kam zu mir: 'Wenn ein irischer Mönch zum Abt in ein deutsches Kloster nach Jerusalem berufen werden soll – da muss der Heilige Geist im Spiel sein'." 

Am Dienstag machten wir zunächst einen Spaziergang zur Haas Promenade, von welcher man einen herrlichen Blick über Jerusalem hatte. Des Nachmittags brachen wir auf an die andere Seite der Altstadt. Dort wurden wir von einem Dominikaner in die Funktionsweise der École biblique et archéologique française de Jérusalem. . Auch diese dürfen wir während unseres Studienjahres mitbenutzen. Am Abend, wie wir uns erinnern, waren wir auf dem Turm der Erlöserkirche. 

Am Mittwoch fand das Hochamt zur Aufnahme Mariens in den Himmel statt. Ein sehr schöner Gottesdienst - auch hier verweise ich auf die Zukunft. Im Anschluss daran traf man sich noch im Vorhof der Kirche, um leckere Kekse zu essen und mit den Gottesdienstbesuchern ins Gespräch zu kommen. Falls mich mein Gedächtnis nicht im Stich lässt, haben wir an dem Tag auch unsere Gemeinschaftsdienste besprochen. Ich bin – wie es wohl kommen musste – mal wieder für die Getränke verantwortlich. Auch hier bleibt der Schatten des Bierwarts über mit… Naja zum Glück bin ich auch hier nicht ganz alleine verantwortlich. Am Abend besuchten wir erneut die Erlöserkirche. Wir trafen uns mit dem Propst der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Jerusalem und er erzählt uns von seiner Arbeit. Da er auch erst seit wenigen Wochen in Jerusalem ist und erst am 02.09.2012 eingeführt wird, war der Austausch bzgl. des Ankommens natürlich sehr spannend. Ob ich nun die Tatsache, dass er ebenfalls aus der badischen Landeskirche stammt, als Wink mit dem Zaunpfahl ansehen sollte, kann ich noch nicht beurteilen. 

Der Donnerstag war der Altstadt gewidmet. In vier Gruppen - eingeteilt durch die jeweiligen Viertel; wir waren das Jüdisch – erkundeten wir die Altstadt. Ausgehend von der römischen Zeit bis hin zu den "neusten" Entwicklungen, haben wir einen tiefen Einblick erhalten; auch wenn man sich als klassischer Tourist vorkam. Sensationell war der Eiskaffee im Österreichischen Hospiz, obwohl man durchaus den Eindruck hatte in die heile Welt Wiens einzutreten und sich nicht mehr im Nahe Osten befindet. Ich denke, an dieser Stelle kann ich entweder auf Reiseführer verweisen oder Euch einladen die Heilige Stadt zu besuchen. Ach, eine kleine Aufmerksamkeit will hier nicht unerwähnt lassen: Aufgrund des Sesamvorfalls war natürlich beim gemeinsamen Mittagessen Vorsicht geboten. Aber so lieb wie unsere Studienassistenten sind, haben sie mir Käsebrote mitgebracht, damit der kleine Johannes nicht verhungern musste. Das ist doch nett! Am Abend wurden wir dann noch von unserem Stammhändler besucht. Klingt komisch, ist aber so. Shaban hat seinen Shop im christlichen Viertel der Altstadt und wer etwas haben will, aber nicht handeln möchte, aber trotzdem faire Preise haben will, geht zu ihm – einem treuen Freund des Studienjahres! Da Ramadan war, hatte er uns leider keinen Kaffee anbieten können. Dafür hat er am Abend eine Art Berliner für alle mitgebracht. Freundschaft und Kontakt – das dies das Leben hier prägt, merkt man früh.  

Am Freitag wurden wir nochmal speziell in die Referate eingeführt. Das war damals noch nicht entschieden, aber nun ist klar, dass ich mich zum Einen mit der "Josianischen Reform" und zum Anderen mit dem Thema: "JHWH und seine Aschera. Geschichte eines göttlichen Paares?" auseinandersetzen darf. Eigentlich top, leider zeitlich relativ nah bei einander, aber gut – ein bisschen was muss ich halt auch machen. Desweiteren wurden wir noch offiziell in die Bibliothek der Abtei eingeführt. Man – so unkompliziert habe ich ein System noch nie erlebt. Und da es in der Vergangenheit funktionierte, hoffe ich, dass es auch bei uns völlig problemlos laufen wird. Hab mich noch nicht wirklich eingearbeitet und bin gespannt, was für Schätze ich dann entdecken werde. Am Abend hatten wir dann unseren Eröffnungsgottesdienst. Es war sehr cool. Den Ablauf und auch die einzelnen Elemente haben wir in Absprache erarbeitet. Dabei haben wir schon in der ersten Woche eine Menge auf die Beine gestellt. Neben einem mehrstimmigen Chor (und hey, alle können singen, wie toll ist denn das?!), haben wir die Gebete geschrieben, die Lieder ausgesucht und begleitet. Es war eine bunte Mischung mit vielen individuellen Elementen, aber insgesamt schien es als Gesamtkonzept angekommen zu sein. Das ausgerechnet ich das "Rausschmeißer-Lied" One Way Jesus – als klassisches Element eines von evangelischen Jugendlichen vorbereiteten Gottesdienstes – durchgesetzt habe, ist auch schon eine Ironie für sich^^ Im Anschluss daran war dann ein großes Begegnungsfest mit den Mönchen und Freunden des Studienjahres mit viel Essen, Wein und guten Gesprächen. Ach, das fühlte man sich so selig…

Der Samstag diente - man kann es den vorherigen Zeilen ablesen - der Erholung. Desweiteren – nein, das soll an dieser Stelle noch nicht verraten werden... Am Abend beschloss ein kleinere Teil den Beamer auf sein Kinofunktionsfähigkeit zu testen und beschäftigte sich mit dem Sinn des Lebens…jaja Monty Python lässt grüßen. 

Auch der Sonntag war insgesamt vergleichsweise ereignislos, aber immerhin konnten wir mit Felix Körner SJ und Ömer Özsoy unsere ersten Professoren begrüßen. Hier ende ich, der Bericht zur ersten Vorlesung kommt bestimmt…

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen