Schaffe, schaffe, Häusle baue… Nicht nur die Schwaben sind
für ihre Altersvorsorge im Immobiliensektor bekannt, auch die Preußen waren im
Baugeschäft nicht untätig. Während allerdings die einen ein gemütliches Heim
suchten, mussten die anderen ihre Majestät und Herrlichkeit der Welt zeigen. So
auch in Jerusalem. Dank der engen Beziehungen des deutschen Kaiserhauses und
den Osmanen konnte sich Kaiser Wilhelm II. in der Heiligen Stadt verewigen. Auf
einem ehemaligen Gelände des Johanniterordens wurde im Jahre 1898 die Erlöserkirche
–gebaut im neoromanischen Stil – eingeweiht. Eine Besonderheit der Kirche ist,
dass der mittelalterliche Kreuzgang mit eingebaut wurde. Daher gibt es nun in
Jerusalem eine evangelische Kirche mit Kreuzgang. Da es sich der Kaiser nicht
nehmen lassen konnte an der Einweihung teilzunehmen, wurden sofort weitere
Maßnahmen zur deutschen Repräsentation in Jerusalem getroffen. Um nun auch der
Ökumene gerecht zu werden, wurde auch den Katholiken ein Plätzchen für eine
Kirche gesichert. Auf diesem Gelände entstand ein Kloster, mit angeschlossener
Kirche: die Dormitio. Eingeweiht wurde diese 1910, einen Tag nach der
evangelischen Himmelfahrtkirche auf dem Ölberg. Diese gehört zum Komplex des
Auguste-Victoria-Hospitals. Als Krankenhaus und Kurort eine Bauwerk zu Ehren
der deutschen Kaiserin. Auf dem Gelände, welches heutzutage Augusta Victoria
Compound genannt wird, ist heute auch das Deutsche Evangelische Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen
Landes (DEI). Auch dieses verdankt seine Gründung Wilhelm II. Man sieht
also, die Präsenz des letzten deutschen Kaisers ist kaum zu übersehen. Die
Motivation hinter dem Ganzen war natürlich der Anschluss an das byzantinische
Kaiserreich. Dementsprechend ist auch die Ausstattung der Kirchen an die
byzantinische Kunst angelegt und viel Prunk und Gloria sollen die Wichtigkeit
des Preußen in der Welt verdeutlichen. Gerüchten zufolge soll auch der Turm der
Dormitio-Kirche Antlitz Wilhelms II. wiedergeben. Die rundzulaufende Turmspitze
soll eine Pickelhaube darstellen, die spitz zulaufenden Dächer über den
Ausgängen die militärischen Schulterklappen. Ob meine eigene Interpretation,
dass die Uhren die Ohren, das dazwischenliegende Fenster das Auge/die Augen und
das direkt darunter befindliche rundliche Gebilde den Schnauzer darstellen
sollen richtig ist, weiß ich nicht. Jedenfalls ist es doch ein beruhigendes
Gefühl, dass "der größte Versager der deutschen Geschichte" über den
Zion und die Altstadt wacht…
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