Freitag, 24. August 2012

Das alles ist Deutschland?


Schaffe, schaffe, Häusle baue… Nicht nur die Schwaben sind für ihre Altersvorsorge im Immobiliensektor bekannt, auch die Preußen waren im Baugeschäft nicht untätig. Während allerdings die einen ein gemütliches Heim suchten, mussten die anderen ihre Majestät und Herrlichkeit der Welt zeigen. So auch in Jerusalem. Dank der engen Beziehungen des deutschen Kaiserhauses und den Osmanen konnte sich Kaiser Wilhelm II. in der Heiligen Stadt verewigen. Auf einem ehemaligen Gelände des Johanniterordens wurde im Jahre 1898 die Erlöserkirche –gebaut im neoromanischen Stil – eingeweiht. Eine Besonderheit der Kirche ist, dass der mittelalterliche Kreuzgang mit eingebaut wurde. Daher gibt es nun in Jerusalem eine evangelische Kirche mit Kreuzgang. Da es sich der Kaiser nicht nehmen lassen konnte an der Einweihung teilzunehmen, wurden sofort weitere Maßnahmen zur deutschen Repräsentation in Jerusalem getroffen. Um nun auch der Ökumene gerecht zu werden, wurde auch den Katholiken ein Plätzchen für eine Kirche gesichert. Auf diesem Gelände entstand ein Kloster, mit angeschlossener Kirche: die Dormitio. Eingeweiht wurde diese 1910, einen Tag nach der evangelischen Himmelfahrtkirche auf dem Ölberg. Diese gehört zum Komplex des Auguste-Victoria-Hospitals. Als Krankenhaus und Kurort eine Bauwerk zu Ehren der deutschen Kaiserin. Auf dem Gelände, welches heutzutage Augusta Victoria Compound genannt wird, ist heute auch das Deutsche Evangelische Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes (DEI). Auch dieses verdankt seine Gründung Wilhelm II. Man sieht also, die Präsenz des letzten deutschen Kaisers ist kaum zu übersehen. Die Motivation hinter dem Ganzen war natürlich der Anschluss an das byzantinische Kaiserreich. Dementsprechend ist auch die Ausstattung der Kirchen an die byzantinische Kunst angelegt und viel Prunk und Gloria sollen die Wichtigkeit des Preußen in der Welt verdeutlichen. Gerüchten zufolge soll auch der Turm der Dormitio-Kirche Antlitz Wilhelms II. wiedergeben. Die rundzulaufende Turmspitze soll eine Pickelhaube darstellen, die spitz zulaufenden Dächer über den Ausgängen die militärischen Schulterklappen. Ob meine eigene Interpretation, dass die Uhren die Ohren, das dazwischenliegende Fenster das Auge/die Augen und das direkt darunter befindliche rundliche Gebilde den Schnauzer darstellen sollen richtig ist, weiß ich nicht. Jedenfalls ist es doch ein beruhigendes Gefühl, dass "der größte Versager der deutschen Geschichte" über den Zion und die Altstadt wacht…    

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