Spätestens mit dem Donnerstag letzter Woche droht meine
eiserne Regel "als Student nie vor 7 Uhr auszustehen" zu scheitern.
Auf 5:15 Uhr war die Abfahrt Richtung Jericho zum Wadi Qelt angesetzt. Dabei
handelt es sich um eine Schlucht die von Jerusalem nach Jericho führt. Warum
muss man dafür so früh aufstehen? Auf einem Gipfel bei unserem Einstieg ins
Wadi konnten wir den Sonnenaufgang über der Wüste betrachten; unter uns und in
der Ferne eine bräunliche Stein-/Sandlandschaft, der Blick hinab in das Tal,
die bergige Region umher - eine Schönheit der Natur, jenseits aller
"Schönheitsideale". Mit einer gemeinsamen Morgenandacht begrüßten wir
den Tag und den Aufgang der Sonne.
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Der Ausblick vom "erstbesten" Hügel |
Zwischen 6 Uhr
und 7 Uhr begann dann unsere Wanderung durch das Wadi. Endlich erwacht und voller
Lebensgeister mussten manche natürlich auf den erstbesten Berg hochrennen und
schauen, ob die Aussicht besser ist. Wüste über Wüste hätte man wohl auch unten
gesehen, aber die eine oder andere Baukunst konnte entdeckt werden. Doch leider
ist unser archäologisches Auge noch nicht geschult genug um den Fund zu
beurteilen.

In das Tal hinabgestiegen, folgten wir einem kleinen Bach, welcher
– zwar natürlich, aber künstlich angelegt – Teile des Wadis durchfließt. Da wir
zunächst entgegen der Flussrichtung liefen, kamen wir bald zur Quelle und
rasteten. Naja, ein Teil rastete, der andere Teil musste weiter auf
Entdeckungsreise gehen. Trotz mancher unangenehmer Steine, tieferen Stellen
des
Gewässers, glitschigen Felsen kamen
alle sowohl unbeschadet bei der Quelle an, als auch wieder zurück. Das hierfür
notwendige Teamwork stellte sich später als erste Trainingseinheit heraus. Anschließend
ging es den Fluss entlang zurück und immer weiter mehr oder weniger gerade aus,
über Höhen und Tiefen, Steine und Sand, durch Schatten und sich allmählich
bemerkbar machender Hitze. Aber Dank praktischer Kopfbedeckung, Wanderschuhen, Trinkschlauchsystem
und dem jugendlichen Eifer in den Morgenstunden war das alles kein Problem.
Irgendwann machten wir auch Rast und dann ging es weiter, kurze Pause, weiterlaufen.
Klingt so eigentlich ganz langweilig, aber sicherlich wurden damit die
gruppendynamischen Prozesse gefördert. OK – an dieser Stelle sollte nun
wirklich meine übliche Ironie nicht hineingelesen werden: Die Landschaft war
wirklich beeindruckend, immer wieder zeigten sich Blumen, die der Umgebung
trotzten; und auch die eher eintönige Landschaft war durchaus abwechslungsreich;
zuletzt auch durch den Wechsel von der Höhenregion in das Flussbett hinein. Hier
konnte man schon erahnen, welch gewaltige Kräfte wirken können, wenn das Tal
auf einmal vom Wasser überflutet wird.

Schon bald erreichten wir die größte
Herausforderung der Wanderung. An einem kleineren Abhang, an welchem eine
kleine Rutschpartie eingeplant war, fand sich auf einmal am Boden ein kleiner
Teich vor. Nun stand jeder vor der Wahl: Entweder die Rutschpartie ins Nasse wagen
(inkl. notwendigem Abstützen zu beiden Seiten, Gestützt und Aufgefangen werden
von unten) oder aber an der Wand entlang klettern (gewisses Absturzrisiko
inklusive). Es zeigte sich: Die Natur ist der beste Hochseilgarten. Mit gutem
Teamwork überwanden wir die Kluft und bei den "Einzelkämpfer" wurde
konstatiert: Nichtdenken hilft am Meisten. Die übrige Wanderung verlief ohne
weitere Zwischenfälle und bald erreichte man das eigentliche Ziel: Das
griechisch-orthodoxe Georgskloster. Eine wohltuende Erfrischung wurde gereicht,
die Führung führte uns immerhin vom Empfangsraum zum Sakralraum. Selbstständig
fanden wir auf dem Dach die Grotte, in welcher Elia von den Raben gefüttert
wurde. Zuletzt liefen wir noch den wohl steilsten Weg der Tour zum Busparkplatz
hoch. Von da an war nur noch sitzen notwendig und ich selbst genehmigte mir ein
seliges Nickerchen. Die typische Studienjahr-Ansage: "Schlafen kann man
auch in Deutschland" kann ich so noch nicht unterstützen. Am Abend wurden
dann erste Details für die Sinai-Exkursion besprochen – Das Wadi war dafür die
erste Trainingseinheit.
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